Agile Modeling in Safety Critical Environment - Vorhandene SW-Entwicklungswerkzeuge weiterverwenden und auf bestehende Prozesse aufsetzen
Die Entwicklung mechatronischer Systeme wie in der Medizintechnik oder auch in der Automobilindustrie steht vor einem Wandel. Hoch-vernetzte und innovative Technologien (Stichwort: IoT) führen zu einer immer höheren Systemkomplexität. Durch die Herausforderungen mit Produktlinien sowie Produktvarianten umgehen zu müssen, entsteht in der Systementwicklung ein immenser Aufwand. Mit etablierten oder „traditionellen“ Entwicklungsmethoden sind diese Herausforderungen kaum zu meistern.
Modellbasierte Systementwicklung (MBSE) scheint hier der Schlüssel zu einer effizienten Systementwicklung zu sein, obwohl der Ansatz seit rund 30 Jahren immer wieder mit der ROI-Argumentation kämpfen muss. Jedoch durch die rasche Steigerung in Komplexität und durch das Arbeiten in verteilten Teams über Firmengrenzen hinweg, wird der Nutzen von MBSE offensichtlich und wird in der Automobilindustrie zum Standard. MBSE deckt nämlich den gesamten Systementwicklungszyklus vom Design bis hin zur Validierung ab und wird durch Normen und Richtlinien gerade im Umfeld der funktionalen Sicherheit geraderecht eingefordert.
Gerade in den frühen Phasen der Systementwicklung können agile Entwicklungsmethoden die klassischen Prozesse wie V-Modell oder Wasserfallmodell bereichern. Diese agilen Ansätze haben sich bereits seit Jahrzehnten in der Softwareentwicklung bewährt. Das Paradigma des agilen Continiuous Integration Ansatzes dürfte auch in der Entwicklung mechatronischer Systeme Trend werden. Dieser Ansatz gewährleistet einen wirklich konsistenten Entwicklungsstand, ermöglicht eine flexible Anpassung der Anforderungen, reduziert Entwicklungsrisiken und führt so zu einer transparenten, sicheren und beschleunigten Systementwicklung.
Wie passt nun Modellbasierte Entwicklung mit agilen Methoden aber zusammen? Ist das nicht ein Widerspruch? Und können agile MBSE-Methoden auch Normen-konform umgesetzt werden? Wie können bestehende Software-Werkzeuge und Prozesse berücksichtig werden? Daher arbeiten wir laufend daran, etablierte Vorgehensweisen der klassischen Software-Entwicklung auch in die modellbasierte Entwicklung zu übernehmen.
Diese und noch mehr spannende Fragen werden wir in einem Vortrag beleuchten und im Detail diskutieren. Praxisnahe Beispiele von OEMs sowie Suppliers aus der Medizintechnik untermauern unsere Lösungsansätze und zeigen auf, wie Modellierung im Sicherheits-kritischem Bereich eine zentrale Rolle einnimmt.
Referent: Dr. Konrad Wieland, Geschäftsführer LieberLieber Software GmbH
Dr. Konrad Wieland studierte bis 2008 Wirtschaftsinformatik an der TU Wien, gefolgt von der Dissertation am „Institute of Software Technology und Interactive Systems“ rund um die teambasierte Entwicklung von Modellen. Er veröffentlichte im Zuge dessen gemeinsam mit SparxSystems und LieberLieber zahlreiche Publikationen. 2012 wechselte er zu LieberLieber und arbeitet zunächst als Berater für zahlreiche Unternehmen aus der Automotive sowie Defense Branche im Bereich Modellierung und modellgetriebene Software- und Systementwicklung. Diese wertvollen Erfahrungen setzte er als Leiter des Produktmanagements seit 2016 ein, um Standardprodukte von LieberLieber erfolgreich auf dem Markt zu etablieren. Konrad Wieland ist seit Anfang 2020 Geschäftsführer der LieberLieber. Er lebt mit seiner Familie in Wien, Österreich.
Key Facts
Themengebiet: Agilität in der Medizintechnik
Zielgruppe:
- Menschen, die Modellieren als Chance sehen, die Komplexität der zu entwickelnden Systeme zu managen, aber noch nach Lösungen suchen, diese in bestehende oder etablierte Engineering-Prozesse zu integrieren.
- Menschen, die im Unternehmen bereits Tools wie Git im Einsatz haben, aber noch nicht genau wissen, wie man Modellierungstools hier einbinden kann.
- Menschen, die bereits Modellierung an mehreren Stellen des V-Modells zur Erfüllung sicherheitskritischer Normen und zur Dokumentation einsetzen, aber noch die notwendige Ideen für eine agilere Arbeitsweise suchen.
Datum und Uhrzeit: 23. Mai 2023, 16:10 - 16:55
Raum: Einstein 3
Kürzel: Di3.3.